Erster Workshop zur Gestaltung des Fußgängertunnels Hauptbahnhof

Tunnel-Workshop (2)Die Nutzer der „Bazillenröhre“ wunderten sich am späten Nachmittag des 3. September über die vielen Leute, die sich am Tunneleingang Dresdner Straße trafen. Vertreter der Stadtverwaltung, darunter Baubürgermeisterin Petra Wesseler und Tiefbauamtsleiter Bernd Gregorzyk, starteten hier gemeinsam mit Sonnenberg-Akteuren und Nutzern des Tunnels, darunter Katharina Weyandt vom Initiativkreis Fußgängertunnel und Stadtteilmanagerin Elke Koch, einen erstem Workshop zur Gestaltung der Verbindung zwischen Innenstadt und Sonnenberg.

Petra Wesseler gestand, dass sie selbst das erste Mal durch den Tunnel geht, und zeigte sich überrascht, wie viele Chemnitzer per pedes oder per Fahrrad die „Bazillenröhre“ durchqueren.

Bernd Gregorzyk informierte anschließend im Beratungsraum im Bahnhof über den aktuellen Planungsstand. Danach gibt es vielfältige Vorstellungen der Stadt, wie das weitere Bahnhofsumfeld umgestaltet werden soll. So hat die Stadt unter anderem Flächen am sogenannten Produktenbahnhof unweit der Dresdner Straße erworben und möchte dort Gewerbe ansiedeln. Mit dem „Gleiserschließungstunnel“, der Verlängerung des Bahnsteigtunnels, soll eine barrierefreie Fußwegverbindung bis zur Dresdner Straße entstehen. Die Mittel dafür seien im Haushalt der Stadt bereits eingestellt. Schema Bahnhofsvorplatz Ost

Gesprächsrunde

Der Tiefbauamtsleiter betonte, dass die „Bazillenröhre“ – so wie sie ist – der DB gehört. Dank der nun durchgesetzten öffentlichen Widmung kann sie als dauerhafte Verbindung erhalten werden. Für das Jahr 2016 sei eine separate Baumaßnahme betreffs einer neuen Rampe und eines Eingangsportals an der Dresdner Straße vorgesehen. In die Planungen würden auch bauliche Veränderungen zur Querung der Dresdner Straße einfließen. Alles in allem müsse ein homogenes Gesamtkonzept entstehen.

Katharina Weyandt vom Initiativkreis Fußgängertunnel stellte die Bürgeranregungen zur Gestaltung des Fußgängertunnels vor. In die Erarbeitung des Konzeptes war unter anderem Prof. Clauss Dietel einbezogen. Wichtige Punkte dabei sind die Beleuchtung, das Sicherheitsgefühl der Nutzer, die Bodengestaltung, der Zugang zur Dresdner Straße sowie die Ausgestaltung des Tunnels. Dass der Tunnel eine neue Beleuchtung braucht, darüber waren sich alle Workshop-Teilnehmer einig. Sie sollte unter anderem dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen und den Tunnel nicht optisch zu verlängern.

Rege Diskussion gab es darüber, ob die Verkehrsfläche von Fußgängern und Radfahrern gleichberechtigt oder getrennt genutzt werden sollte. Nach der bisherigen Beschilderung dürfen Radfahrer den Tunnel nutzen, müssen aber auf Fußgänger Rücksicht nehmen. Nach der ersten Diskussion ist eine gleichberechtigte Nutzung vorgesehen, zumal das Fußgängeraufkommen durch den zweiten Tunnel voraussichtlich zurückgehen wird.

Modell Bazillenröhre

Ideen im Modell, gefertigt von Dmytro Remestvenskyy und Sebastian Nikolitsch zur Einwohnerversammlung

Die gefühlte Sicherheit im Tunnel entspricht nicht der tatsächlichen Sicherheit. Aus berufenem Munde hieß es, dass es in den letzten fünf Jahren insgesamt nur zwei oder drei Vorkommnisse gegeben habe. Die meisten Anwesenden lehnten Überwachungskameras in dem Tunnel – auch mit Blick auf mögliche Vandalismusschäden – vorläufig ab. Ob, wie angeregt, Notrufsäulen installieren werden können, müsse näher untersucht werden.

Ein Diskussionsteilnehmer schlug vor, Spiegel in das Konzept zu integrieren.

Für die Ausgestaltung des Tunnels gab es zahlreiche Vorschläge. So sollte farbiges Licht die Zugänge optisch besonders akzentuieren. An den Wänden sollten Flächen für künstlerische Gestaltung vorgesehen werden. Wenn die Bilder oder Grafiken in regelmäßigen Abständen ausgewechselt werden, könnte sich die „Bazillenröhre“ zum Lichtertunnel mit Eventcharakter mausern. Wie sagte doch einer der Diskussionsteilnehmer: „Dann heißt es nicht: Ich muss durch den Tunnel, sondern ich will durch den Tunnel.“

Baubürgermeisterin Petra Wesseler und ihre Mitstreiter erhielten aus dem ersten Workshop also zahlreiche Anregungen für die Planung des künftigen Fußgängertunnels Hauptbahnhof. Bis Ende des Jahres soll eine umsetzbare Planung dazu vorliegen. Vorher ist noch ein weiteres Treffen der Akteure vorgesehen. Petra Wesseler gab zum Schluss allen den Auftrag, sich über einen neuen Namen für den Tunnel Gedanken zu machen. „Bazillenröhre“ wird nach der Umsetzung der Pläne nicht mehr passen.

Ursula Wirth

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