Herr Andreas Kunze ist Mitglied im Vorstand der SWG (Sächsische Wohnungsgenossenschaft Chemnitz eG) und dort für die Bereiche Technik, Marketing sowie als Vorstandssprecher zuständig. Die SWG blickt auf eine 101-jährige Tradition zurück und ist mit Wohnungsbeständen auf dem Sonnenberg sowie in neun weiteren Chemnitzer Stadtteilen vertreten.

SO: Der Stadtteil befindet sich im Wandel. Wie nehmen Sie persönlich die Entwicklung des Sonnenbergs wahr?

Es macht wieder Spaß über den Sonnenberg zu gehen nachdem sich eine Menge getan hat. Ich sehe den eingetretenen Wandel nicht nur bei den zwischenzeitlich attraktiv sanierten Häusern sondern verstärkt auch bei dem Selbstbewusstsein der Bürger dieses Stadtteils. Das bezieht sich nicht nur auf den südlichen Sonnenberg, wo sich unsere Plattenbaubestände befinden.

Der gesamte Stadtteil hat sich entwickelt. Vielleicht wird einem das auch bewusster, wenn man täglich mit den Veränderungen verbunden ist. Um es auf den Punkt zu bringen – der Sonnenberg strahlt doch in einem neuen Licht.

Es gibt aber auch, dass möchte ich kritisch anmerken, noch einiges, was verbessert werden muss. Wie ich finde, ist dies aber ein normaler städtischer Lebensprozess, an dem sich nicht nur die Sonnenberger aktiv beteiligen müssen.

SO: Positiv zu erwähnen ist sicherlich das Sanierungsgeschehen am südlichen Sonnenberg. Was war der Grund hier aktiv einzugreifen?

Unser Grundtenor für dieses Wohngebiet war klar: Wir wollten und wollen das Wohnen für alle Generationen in den energetischen und funktionalen vorteilhaften, Ende der 80e-Jahre errichteten Plattenbauten attraktiver gestalten und so auch die Verbundenheit der Sonnenberger zu ihrem Wohngebiet erhöhen. Durch die Realisierung zeitgemäßer Konzepte des Wohnens kann in diesem von Vorurteilen geprägten Stadtteil der erforderliche Imagewandel erfolgreich bewältigt werden. Eine Mischung verschiedenartigster Wohnungsgrundrisse mit oder ohne Fahrstuhl, mit Balkonen oder Dachterrassen, geprägt von viel Farbenfreude wurde von Anfang an angestrebt. Ganz wichtig war für uns dabei die stärkere Einbeziehung der Mieter, nicht zuletzt um sie dadurch trotz Sanierungsbeeinträchtigungen zum Verbleib im Stadtteil und in der Platte zu ermuntern. Das ist uns gelungen.

Herr Kunze, Sie sprechen von einem Modellvorhaben „Südlicher Sonnenberg“ was ist so Besonderes daran?

Das Gesamtvorhaben „Südlicher Sonnenberg“ ist die momentan einzige durch Bund, Freistaat und Stadt geförderte komplexe Aufwertungsmaßnahme des Programms „Stadtumbau Ost“ in Sachsen. Anlässlich der Unterzeichnung des Rahmenvertrages am 7. Juli diesen Jahres betonte der Sächsische Innenminister Markus Ulbig, dass dieses Modellvorhaben unter besonderer Beobachtung der Staatsregierung steht, da die hier verwirklichte Kombination von Aufwertung und Abriss zur Attraktivitätserhöhung eines zentrumsnahen, dicht bebauten Stadtteils für andere Regionen beispielgebend sein sollte. Auch das intensive Zusammenwirken zweier Wohnungsunternehmen, in diesem Fall der SWG und der GGG, besitzt Modellcharakter beim Stadtumbau.

Insgesamt werden 1.180 Wohnungen saniert. Dem geht voraus der Teilrückbau von Wohnungen der obersten Geschosse, meist in der 4-6. Etage. Einbezogen in das Gesamtvorhaben ist auch die Neugestaltung des Wohnumfelds. Von Anfang an ging es aber auch darum, dass nach Modernisierung dieses Wohnungsbestandes moderate Miethöhen dazu führen müssen, dass der Verbleib allen Mietern möglich ist. Ohne Ausreichung von Fördermitteln von Bund, Freistaat und Stadt Chemnitz wäre dies nicht realisierbar.

SO: Gibt es nicht durch den baulichen Eingriff sowie der gleichzeitigen Bewohnbarkeit der Gebäude Probleme mit Mietern?

Natürlich geht so eine Maßnahme mit spürbaren Beeinträchtigungen während des Umbauzeitraums einher. Wir versuchen alles um den Bauprozess „Bewohner verträglich“ zu gestalten. Beispielsweise freuen wir uns sehr über das Verständnis der Mieter, dass Sie zu den unmittelbaren Zeiten des Rückbaus der Wohngeschosse über ihrer Wohnung diese verlassen müssen. Neben Gästewohnungen werden hierfür auch ein Aufenthaltsraum in der Nähe bereitgestellt und genutzt.

Der übergroße Teil unserer Mieter möchte trotz umfangreicher Umzugsmöglichkeiten in andere Wohnlagen der SWG ganz bewusst in diesem nun sanierten Plattenbaubestand bleiben und nimmt deshalb diese Belastungen gern auf sich – das macht uns Mut für die Zukunft und wir werten es als positives Statement für das gesamte Wohngebiet.

SO: Zum Abschluss unseres Gespräches noch eine Frage: Was wäre ihr Lieblingsplatz auf dem Sonnenberg?

Das kann ich Ihnen sofort sagen. Das ist die neu errichtete Dachterrasse der Paul-Arnold-Straße 33. Hier würde ich mich gern einladen lassen und bei einem sicherlich interessanten Gespräch den Blick über die Dächer und sanierten farbenfrohen Häuser des Sonnenbergs hin zur Markuskirche oder zum Stadtzentrum schweifen lassen. Aus dieser Perspektive wird einem der Name des Stadtteils so richtig vor Augen geführt und man vergisst sehr schnell den letzten Vorbehalt.

Hier möchten wir an Ihre Worte bzw. einem Apell anknüpfen: „Lassen Sie uns gemeinsam die Veränderungen oder wie wir es nennen, den Sonnenberg-Image Prozess am Leben halten“, jeweils durch aktives persönliches und gemeinsames Engagement.

Herr Kunze vielen Dank für das Gespräch.